Hier ein kleiner Laufbericht vom Brocken Marathon 2024:
Warum denkt man Mittwoch über die Teilnahme nach, entscheidet sich am Donnerstag, meldet sich Freitag nach und läuft am Samstag den Brocken Marathon beim Harz-Gebirgslauf? Klingt erstmal verrückt und ist es auch, zumal ich nach dem Sunset Staffel Ultra im August nur noch einmal einen Runde auf dem Ringgleis gelaufen bin und keine weiteren langen Läufe absolviert habe. Die Entstehung hatte ihre Wurzeln bei den Besuchen meiner Frau bei Ihrer Reha in Bad Berleburg. Drei Wochenenden, an denen wir aufgrund der Lage im Sauerland viele Höhenmeter spaziert sind und sie dann im Spaß sagte: „Nach den vielen Höhenmetern musst Du Dir jetzt mal einen Berglauf suchen.“ Und dann stand zufällig eine Woche später am Samstag, wo ich Zeit hatte, der Harz-Gebirgslauf an. Zufälle gibt es… Aber warum Marathon? Man kann da ja auch 11km oder Halbmarathon laufen. Aber die kürzeren Strecken führen nicht über den Brocken und da war ich 2024 noch nicht.
So stand ich dann Samstag um 7:30 Uhr bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt aber klarem sonnigen Himmel in Wernigerode. Zusammen mit Michael, der den Lauf schon länger geplant hat und Gerhard, den ich mit meiner verrückten Idee angesteckt habe, so dass wir beide spontan dabei waren. Wir erkundeten dann den Startbereich, hatten den ein oder anderen Smalltalk mit bekannten Läufern und zogen uns ins Standheizung gewärmte Auto zurück, um uns lauffertig zu machen. Denn vor Ort gibt es keine warme Rückzugs- oder Umkleidemöglichkeit, es ist alles draußen (auch die Duschen nach dem Lauf). Die Laufstrategie war ebenfalls festgelegt : einfach ankommen.
Kurz vor 9:00 Uhr standen wir auf der sehr matschigen Wiese und nach „Warm-up“ und traditionellen Hornbläsern ging es dann ab auf die Strecke. Leider verloren Gerhard und ich unseren Mitläufer Michael im Gewusel am Start, weil jeder seine Augen auf den nassen matschigen Boden gerichtet hatte, um nicht in Löcher zu treten oder auszurutschen. Danach ging es auf einem engen Waldweg erstmal zum Warmwerden bergauf. Der erste Streckenteil bis Ilsenburg ist eigentlich easy, nur wenige leichte Steigungen und bei km9 hieß es dann erstmalig „Schleim“ tanken. Was ist das? Ganz einfach: Warmer Haferschleim oder auch Porridge in flüssiger trinkbarer Konsistenz. Aber das Angebot an den Verpflegungspunkten (VP) war noch viel reichhaltiger, es gab Tee, Isodrinks, Wasser, Cola, Schmalzbrot, Gurke, Bananen, Schokokekse,… Es mangelte an nichts, auch wenn mein Körper mit Schmalzbrot und Gurke bei so einem Lauf gar nichts anfangen kann.
Frisch gestärkt und einer Wartepause auf Michael, von dem wir nicht wussten, ob er vor oder hinter uns war, liefen wir dann weiter um den härtesten Teil der Strecke zu absolvieren. Ab Ilsenburg 10km kontinuierlich Bergauf. Die einzige Abwechslung war die Stärke der Steigung. Dieses Streckenstück macht einen mürbe und man lässt Körner. Bei km15 gab es noch eine Stärkung, bis zum Beginn der Panzerstraße bei km16 sind wir ca. 60% gelaufen und 40% gegangen. Die letzten 3km bis zum Brocken sind wir dann „zügig“ gegangen. Nachdem die Sonne langsam höher am Himmel stand und die Bäume weniger wurden, konnten wir sogar im Sonnenschein „laufen“, zum Gipfel hin wurde es aber dann schnell sehr windig. Gut, dass ich eine weitere Goretex Jacke im Laufrucksack hatte, die ich dann noch überziehen konnte. Nach ca. 2h 55min. erreichten wir endlich nach einem heftigen finalen Anstieg den Brockengipfel. Natürlich mussten Fotos vor dem Brockengipfelstein sein und dann ging es weiter. Um die Beine etwas zu lockern sind wir die ersten Meter bergab gegangen um dann langsam wieder ins Laufen zu kommen. Anfangs ziemlich steil runter, das merkte man in den Oberschenkeln aber bei km21 gab es dann wieder einen VP zur Stärkung.
Das folgende Streckenstück war klasse, es ging die breite Brockenstrasse leicht bergab. Hier konnte man endlich mal unbeschwert laufen, denn das ewige auf den Boden schauen auf den Waldwegen nervt auf Dauer auch. Dort ging das Kilometersammeln gut, allerdings war der Spaß kurz nach km23 wieder vorbei. Es ging zwar weiter bergab, aber die Wege wurden wieder matschig, steinig und wir hatten oft groben Schotter und der Füßen. Leider hatten wir auch noch nicht alle Höhenmeter geschafft, denn bei ca. km32, 34 und 36 ging es je nochmal ca. 1km heftig bergauf. Aber auf diesem Streckenabschnitt gab auch noch erfreulich viele wieder sehr gut ausgestattete VPs. Dann noch ein kurze Steigung bei km39 und dann ging es nur noch bergab, aber weiter auf schlechten Wegen mit schweren Beinen ins Ziel. Auf der Zielgeraden feuerten uns liebe Lauffreunde aus unserem Sunset Team an, die den Halbmarathon gelaufen sind und wir haben uns sehr gefreut, dass sie noch vor Ort waren.
Nach 5h 41min. haben Gerhard und ich gemeinsam die Ziellinie überquert, Michael folgte uns 20 min. später. Nach der Medaille und Urkunde war der erste Weg zum Bierstand, nach diversen Bechern Schleim, Tee und Cola sowie 4 Squeezy Gels (Negativrekord, aber es gab ja Schleim) freute ich mich auf das verdiente Zielbier.
Zusammenfassend sei gesagt, dass ich froh war und positiv überrascht, dass ich den Lauf doch so gut geschafft habe. Es war mein dritter Brockenmarathon nach 2016 und 2019. 2019 hatte ich noch gesagt, dass es mein letzter gewesen ist, aber sowas soll man nie sagen. Damals war ich wenig vorbereitet an den Start gegangen und hab mich gequält. Diesmal war es anstrengend, die Steigung zum Brocken war gefühlt steiler als damals und das letzte Drittel machte sich die Muskulatur bemerkbar. Aber das ist normal und gehört dazu. Ob ich den Brocken Marathon noch mal laufen? Ich lasse das mal offen…
Danke an meine Mitläufer Gerhard und Michael.